Donnerstag, 30. Oktober 2008

Raus aus Kapstadt, rein ins Vergnügen

Unsere Rundreise - Teil 1

Schließlich habe ich Kapstadt doch noch hinter mir gelassen und bin mit meinen zwei Begleitern nach Durban, auf der anderen Seite des Landes geflogen.
Dort haben wir uns ein Auto gemietet, das wir alsbald "King Shaka" tauften und sind los gefahren. King Shaka war ein viel geliebter und gefürchteter König des Zulu-Volkes. Er war ein Muttersöhnchen und verdammt blutrünstig, kurz: durch und durch sympathisch. Offenbar war er auch ein guter Stratege, so erfand King Shaka die Taktik des "in den Rücken fallens", die noch heute gerne und weit verbreitet Anwendung findet.
Unser "King Shaka", also unser Citi-Golf, verfügte dagegen über eine Klimaanlage, ein Radio, keine Servolenkung und eine Lackierung in "milch-weiß", die später dann in "Kakao-braun" changierte.














Durban ist bereits ein krasser Gegensatz zum europäisch wirkenden Kapstadt. Die sehr rote Erde, die man aus den Tropen kennt macht den ersten Unterschied. Die Innenstadt sieht verfallener und chaotischer aus und die Menschen quellen zahlreich und lautstark durch die Straßen und entlang der Verkaufsbuden. Auch der Verkehr ist chaotisch und für ungewohnte Europäer zunächst etwas verängstigend. Entspannter war da schon die Fahrt entlang der Küste in Richtung Norden. Neben der Vegetation gibt es noch ein paar andere Unterschiede zu einer Landpartie in Europa. Da wäre zum Beispiel der Fußgänger-Verkehr. Entlang der Straßen sind stets unzählige Menschen zu Fuß unterwegs. Sehr afrikanisch: Viele balancieren ihr Gepäck dabei auf dem Kopf. Im Straßenverkehr muss man außerdem oft auf Kühe achten, die mit dem Linksverkehr ebenso viele Probleme zu haben scheinen wie ich selbst.














An einem Straßenstand unterwegs haben wir dann noch einen Sack Orangen erstanden, der uns im Laufe der Reise noch länger Gesellschaft leisten sollte und und sich als beliebtes Geschenk für kleine Kinder erwies.
Am Abend erreichten wir Eshowe, die erste Station unserer Tour im Zulu-Land. In der Umgebung der Stadt gibt es gleich mehrere Grabstätten des immergleichen Zulu-Königs und auch die Anzahl der historischen Schlachtfelder ist beeindruckend. Die Herberge die wir aus unserem Reiseführer heraussuchten ist ein ehemaliges Kompanie-Bordell, der ehemals hier stationierten britischen Armee. Die Zimmer sind jedoch geräumig und ordentlich eingerichtet. Die gemütliche, schwarze Verwalterin des Etablissements strahlt jedoch mütterliche Fürsorge aus und hilft uns mit ihren eigenen Kochtöpfen aus, als wir auf die Idee kommen uns selbst zu versorgen.














Tag 2 unserer Tour beginnt mit den örtlichen Attraktionen des beschaulichen Eshowe. So gibt es einen "Boardwalk", auf dem man holzbeplankt durch den örtlichen Urwald spazieren kann. Tatsächlich sehen wir unsere ersten "wilden" Tiere - hauptsächlich Vögel, Insekten, Würmer, Spinnen und eine Art Rehkitz (oder Antilopen-Kitz?), das schüchtern durch den Wald humpelt. Uns fällt auch hier auf, dass alle Menschen die wir auf unserer Reise treffen überaus freundlich und offen sind. Mit einer älteren Omi sprechen wir über unsere Reise und auch viele andere scheinen sich dafür zu interessieren, woher wir kommen und wohin wir wollen.
Nach einem Abstecher zum ehemals britischen Fort von Eshowe fahren wir weiter nach Norden. Durch eine hügelige Landschaft mit viel Subsistenz-Landwirtschaft und kleinen Familienbetrieben. Viele der strohbedeckten Hütten auf den Farmen haben die Runde Form, die für das Zulu-Land charakteristisch ist.
Bald wird die Landschaft deutlich trockener, der Übergang in die Savanne kündigt sich an. Und auf einer Tafel wird Shaka-Land angekündigt. Wir haben den alten Zulu-König noch immer nicht los: Hier gibt es eine Art Vergnügungspark zu seinen Ehren. Eigentlich handelt es sich um ein altes Filmset in schöner Lage. Das Dorf ist gebaut wie ein traditionelles Zulu-Dorf und wird heute von einer südafrikanischen Hotelkette betrieben. Wir besuchen die traditionelle Tanzvorführung und bekommen die verschiedenen Tanzstile der Zulu-Krieger und Xhosa-Krieger demonstriert. Anschließend bringt uns King Shaka weiter nach Norden. Wir machen uns auf die Suche nach den Big Five.

Donnerstag, 9. Oktober 2008

Abfahrt!

Mein Job ist zuende - mein Besuch ist da.. Morgen geht es in den Flieger nach Durban. Von dort aus soll es dann mit dem Auto weiter gehen in Richtung Norden, durch Kwa Zulu Natal nach Swasiland, weiter in den Krüger Nationalpark und schließlich nach Johannesburg, von wo aus wir wieder nach Kapstadt zurückkehren werden.

So lange muss ich aber leider ohne Internet und ihr leider ohne regelmäßigen Report auskommen. Wird dann aber alles nachgeholt.

Bis dahin, schöne Grüße!

Simon.

Montag, 6. Oktober 2008

Gutes Geld für schlechte Geschäfte

Ich hatte schon mal erwähnt, dass mein Vermieter ein geschäftstüchtiger Mensch ist.
In der letzten Woche hat sich das Geschäftsfeld "Wellness" eröffnet und lockt mit kräftigen Rendite-Chancen.
Es handelt sich um das Produkt "Biodisc" und sieht aus wie eine Glasscheibe mit einem Muster darauf, bewirkt aber außergewöhnliches zu einem sehr verlockenden Preis.
Das Geheimnis dieser Biodisc enthüllt ein bebrillter, indisch aussehender Malaye aus Hongkong - gerade auf Verkaufsreise durch die ganze dritte Welt. Claude, mein Vermieter, hat die Veranstaltung in Kapstadt organisiert, den Konferenzraum gemietet und den Mann aus Hongkong empfangen.














Der Mann hält einen Vortrag, ich sitze als einziges Bleichgesicht in der letzten Reihe. Es ist die Rede von lebendigem Wasser - aus Bergflüssen etwa - und totem Wasser, das wir aus dem Wasserhahn trinken. Nur lebendiges Wasser lohnt es zu trinken, denn es ist gesund und hat sogar heilende Wirkung. All das ist natürlich (halb-) wissenschaftlich zu belegen. Ein Fisch etwa, den man in einem Glas von "totem" Leitungswasser schwimmen lässt, wird nach wenigen Stunden sterben. Und genau hier setzt die Biodisc-Technologie an: Sie transformiert totes Wasser - indem man es über die Disc laufen lässt - in lebendiges Wasser. "Den Unterschied merken Sie sofort, wenn Sie es probieren!"

Der Vortrag ist gerissen gemacht. In der Einleitung philosophiert der Mann aus Hongkong, wie Afrika schon viele Male zuvor wichtige technologische Entwicklungen verschlafen habe. Von seiner eigenen Erfolgsstory als Geschäftsmann leitet er über zur großartigen Technologie, die er hier anbietet: "Vom deutschen Unternehmen Schott, das sonst in seinen hoch gesicherten Fabriken Spezial-Materialien für die NASA entwickelt."
Ich, als Mainzer und direkter Nachbar des Glas-Herstellers Schott, muss bei dem Punkt natürlich grinsen. Der Verkäufer weiß, dass er einen Skeptiker unter den Zuhörern hat.
Die anderen Herren in der Runde aber lassen sich gerne überzeugen. Der Markt für Glaubensfragen und Wunderdinge ist in diesem Land und bei diesen Leuten offenbar ein lukrativer.
Auch was die Rendite angeht: Bei geschätzten Herstellungskosten im einstelligen Dollar-Bereich ist ein Verkaufspreis von 500 bis 600 Dollar auf jeden Fall eine lohnende Kalkulation.














Claude jedenfalls hat als Investment schon eine ganze Familienpackung Biodiscs abgenommen und hofft nun auf einen guten Wiederverkaufs-Preis. Ein paar ist er sogar schon los geworden - die Sache scheint für ihn also tatsächlich aufzugehen. Als der Hong-Kong-Malayische Verkäufer eines Abends bei uns zu Hause zu Besuch ist mache ich noch ein Foto. Wie im Spaß sagt er dazu: "Aber nicht an das deutsche FBI weitergeben!" Nächste Woche fliegt er weiter nach Sao Paulo - wenn ihm das deutsche FBI nicht zuvor kommt, soll sein Job seinen Kindern das Studium finanzieren.

Fotos: "Aber nicht dem deutschen FBI geben" Weiß da jemand, welchen Schabernack er mit den Leuten treibt?