Ich hatte schon mal erwähnt, dass mein Vermieter ein geschäftstüchtiger Mensch ist.
In der letzten Woche hat sich das Geschäftsfeld "Wellness" eröffnet und lockt mit kräftigen Rendite-Chancen.
Es handelt sich um das Produkt "Biodisc" und sieht aus wie eine Glasscheibe mit einem Muster darauf, bewirkt aber außergewöhnliches zu einem sehr verlockenden Preis.
Das Geheimnis dieser Biodisc enthüllt ein bebrillter, indisch aussehender Malaye aus Hongkong - gerade auf Verkaufsreise durch die ganze dritte Welt. Claude, mein Vermieter, hat die Veranstaltung in Kapstadt organisiert, den Konferenzraum gemietet und den Mann aus Hongkong empfangen.
Der Mann hält einen Vortrag, ich sitze als einziges Bleichgesicht in der letzten Reihe. Es ist die Rede von lebendigem Wasser - aus Bergflüssen etwa - und totem Wasser, das wir aus dem Wasserhahn trinken. Nur lebendiges Wasser lohnt es zu trinken, denn es ist gesund und hat sogar heilende Wirkung. All das ist natürlich (halb-) wissenschaftlich zu belegen. Ein Fisch etwa, den man in einem Glas von "totem" Leitungswasser schwimmen lässt, wird nach wenigen Stunden sterben. Und genau hier setzt die Biodisc-Technologie an: Sie transformiert totes Wasser - indem man es über die Disc laufen lässt - in lebendiges Wasser. "Den Unterschied merken Sie sofort, wenn Sie es probieren!"
Der Vortrag ist gerissen gemacht. In der Einleitung philosophiert der Mann aus Hongkong, wie Afrika schon viele Male zuvor wichtige technologische Entwicklungen verschlafen habe. Von seiner eigenen Erfolgsstory als Geschäftsmann leitet er über zur großartigen Technologie, die er hier anbietet: "Vom deutschen Unternehmen Schott, das sonst in seinen hoch gesicherten Fabriken Spezial-Materialien für die NASA entwickelt."
Ich, als Mainzer und direkter Nachbar des Glas-Herstellers Schott, muss bei dem Punkt natürlich grinsen. Der Verkäufer weiß, dass er einen Skeptiker unter den Zuhörern hat.
Die anderen Herren in der Runde aber lassen sich gerne überzeugen. Der Markt für Glaubensfragen und Wunderdinge ist in diesem Land und bei diesen Leuten offenbar ein lukrativer.
Auch was die Rendite angeht: Bei geschätzten Herstellungskosten im einstelligen Dollar-Bereich ist ein Verkaufspreis von 500 bis 600 Dollar auf jeden Fall eine lohnende Kalkulation.
Claude jedenfalls hat als Investment schon eine ganze Familienpackung Biodiscs abgenommen und hofft nun auf einen guten Wiederverkaufs-Preis. Ein paar ist er sogar schon los geworden - die Sache scheint für ihn also tatsächlich aufzugehen. Als der Hong-Kong-Malayische Verkäufer eines Abends bei uns zu Hause zu Besuch ist mache ich noch ein Foto. Wie im Spaß sagt er dazu: "Aber nicht an das deutsche FBI weitergeben!" Nächste Woche fliegt er weiter nach Sao Paulo - wenn ihm das deutsche FBI nicht zuvor kommt, soll sein Job seinen Kindern das Studium finanzieren.
Fotos: "Aber nicht dem deutschen FBI geben" Weiß da jemand, welchen Schabernack er mit den Leuten treibt?
Montag, 6. Oktober 2008
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