Freitag, 5. Dezember 2008

St Lucia Wetlands Park















Mtubatuba heißt ein Ort auf unserer Fahrt nach Osten, Richtung Küste. Es ist bereits dunkel als wir dort eintreffen, aber die Straßen sind voller Leben. Hier wohnen nur schwarze Südafrikaner. Auf eine seltsame Weise lassen sich sehr viele der kleineren Ortschaften durch die wir kommen klar in Kategorien einteilen - entweder nur schwarz oder rein weiß. Wir decken uns mit Proviant ein und machen uns auf das letzte Stück in Richtung Küste. Wir fahren durch Buschland und nähern uns den Mangroven des St. Lucia Wetland National Parks.

Auf dem Weg fällt uns plötzlich der Schein eines großen Feuers ins Auge. Der Busch brennt. Nicht weit von der Straße entfernt steht ein großes Gebiet in Flammen. Das Phänomen werden wir auf unserer Reise noch öfter beobachten - es ist Trockenzeit und viele der Feuer werden absichtlich gelegt.

Auch in den Wetlands selbst hat die Dürreperiode der letzten Jahre deutliche Spuren hinterlassen. Der Wasserspiegel des Gebiets ist unter Meereshöhe gefallen. Nur ein schmaler Strand trennt das empfindliche Ökosystem der Wetlands vom Salzwasser des indischen Ozeans. Bräche dieses Wasser in die Wetlands ein wären die Folgen möglicherweise katastrophal. Eine Vielzahl von Vögeln wie dem Kingfisher und zahlreiche Säugetiere haben hier ihr natürliches Habitat. Auf einer Bootstour am nächsten Morgen entdecken wir zahlreiche Nilpferd-Herden und passieren einige Krokodile, die hier durchaus auch gelegentlich einen verirrten Menschen fressen.















In unserem Motel hängt ein solches Foto: Arme, Beine und andere Körperteile liegen neben einem erlegten Krokodil. Wer der Mann war, der durch das Tier sein Leben verloren hat weiß niemand. Der Vorfall liegt nur wenige Wochen zurück.

Eine andere Spezies lernen wir kennen, als wir morgens das Motel-Zimmer verlassen wollen. Eine ganze Affenbande belagert unsere Tür und Fenster und fordert frech Anteil an unserem Frühstück. Die Tiere sind hier im Ort schon fast als Plage zu bezeichnen - für uns Besucher aber natürlich eine lustige Unterhaltung. Nur muss man vorsichtig sein: Die Nachbarin warnt uns, dass diese Grünmeerkatzen gerne beißen.

Wir wandern an den indischen Ozean. Zunächst über Holzplanken und dann einfach über den großen Strand von Estuary Beach. Hier kann man direkt sehen wie viel Höher das Meer im Vergleich zum ehemaligen Mündungsgebiet des Lake Saint Lucia und des Hluhluwe-Rivers liegt. Einige Fischer sitzen hier und haben ihre Angeln ausgeworfen. Die einen zum Meer hin, die anderen in Richtung Süßwasser. Und ganz plötzlich stehen wir wenige Meter vor einem respekteinflößenden Tier. Ein Krokodil liegt wenige Meter von einigen Anglern entfernt am Strand und rührt sich kaum. Vorsichtig nähern wir uns für ein Gruppenfoto mit Krokodil - wie schnell wäre es wohl bei uns, wenn uns seine Instinkte als fette Beute identifizierten?

Dienstag, 11. November 2008

Große Tiere

Wir erreichen Hluhluwe, eine Kleinstadt in der Nähe des gleichnamigen Reservats. Hier werden wir unsere ersten großen Tiere sehen. In der Nähe der Stadt, auf der Suche nach unserer Unterkunft sehen wir direkt neben der Straße unsere erste Giraffe grasen.














Wir erreichen eine Lodge mit angeschlossenem privatem Game Park. Die Lodge liegt in wunderschöner Natur, genau wie man sich Afrika vorstellt. Savanne, trockene, niedere Wälder und Grasland. Auf dem großen Rasen vor der Lodge tummeln sich Warzenschweine oder Antilopen. Die Lodge ist eine relativ teure Unterkunft, inklusive Abendessen zahlen wir pro Person etwa 300 Rand (27 Euro). Aber das Büffet ist reichhaltig - es gibt unter anderem Wilderbeest-Fleisch - und die Zimmer sind recht geräumig und angenehm. Allein die Chefin macht einen knauserigen Eindruck und läd einem nicht gerade viel auf den Teller. Die anderen, deutlich älteren Gäste mögen das so gewohnt sein, ich gehe etwa 4 mal Nachschlag holen.
Schließlich, als es bereits seit langem dunkel ist, sitzen wir noch zu dritt an der Bar im Garten und unterhalten uns mit dem Barmann. Er bringt uns einige Zulu-Ausdrücke bei, wie zum Beispiel "was kosten die Orangen" und "ich habe leider kein Kleingeld".
Am nächsten Tag geht es in den Hluhluwe Park. Wir entschließen uns dafür, mit dem eigenen Auto - King Shaka - durch den Park zu fahren.
Schon kurz nachdem wir durch ein großes Gatter gefahren sind laufen uns die ersten Giraffen über den Weg. Auch Zebras gibt es sofort reichlich zu sehen. Von hinten und aus der Ferne glauben wir außerdem einen Wasserbüffel zu erkennen. Die ersten Stunden im Park sind sehr ergiebig und bald haben wir schon einige Tiere aus unserem Park-Führer abgehakt: Affen, Antilopen verschiedenster Art und Wilderbeest.














Doch dann kommen die Mittagsstunden. Zunächst vermuten wir eine zufällige Durststrecke - stundenlang fahren wir umher und finden nur höchst vereinzelt einige müde Tiere. Doch es wird offensichtlich, dass es die Hitze ist, die die Tiere ins Gehölz treibt. Am Abend, als es kühler wird, werden wir ganz plötzlich wieder an jeder Ecke von dicken Nashörnern, Wasserbüffel-Herden oder Kudus aufgehalten. Nur die Elefantenherde, die - so berichten andere Gäste und das schwarze Brett - nach Süden zieht, holen wir den ganzen Tag lang nicht ein. Elefanten und Löwen stehen schließlich auch noch auf unserer Wunschliste als wir schließlich den Park verlassen müssen. Aber es wird noch mehr Möglichkeiten geben, diese Tiere zu sehen. Nun sind wir erstmal unterwegs ins Krokodil-Land: An die Küste des indischen Ozeans.

Donnerstag, 30. Oktober 2008

Raus aus Kapstadt, rein ins Vergnügen

Unsere Rundreise - Teil 1

Schließlich habe ich Kapstadt doch noch hinter mir gelassen und bin mit meinen zwei Begleitern nach Durban, auf der anderen Seite des Landes geflogen.
Dort haben wir uns ein Auto gemietet, das wir alsbald "King Shaka" tauften und sind los gefahren. King Shaka war ein viel geliebter und gefürchteter König des Zulu-Volkes. Er war ein Muttersöhnchen und verdammt blutrünstig, kurz: durch und durch sympathisch. Offenbar war er auch ein guter Stratege, so erfand King Shaka die Taktik des "in den Rücken fallens", die noch heute gerne und weit verbreitet Anwendung findet.
Unser "King Shaka", also unser Citi-Golf, verfügte dagegen über eine Klimaanlage, ein Radio, keine Servolenkung und eine Lackierung in "milch-weiß", die später dann in "Kakao-braun" changierte.














Durban ist bereits ein krasser Gegensatz zum europäisch wirkenden Kapstadt. Die sehr rote Erde, die man aus den Tropen kennt macht den ersten Unterschied. Die Innenstadt sieht verfallener und chaotischer aus und die Menschen quellen zahlreich und lautstark durch die Straßen und entlang der Verkaufsbuden. Auch der Verkehr ist chaotisch und für ungewohnte Europäer zunächst etwas verängstigend. Entspannter war da schon die Fahrt entlang der Küste in Richtung Norden. Neben der Vegetation gibt es noch ein paar andere Unterschiede zu einer Landpartie in Europa. Da wäre zum Beispiel der Fußgänger-Verkehr. Entlang der Straßen sind stets unzählige Menschen zu Fuß unterwegs. Sehr afrikanisch: Viele balancieren ihr Gepäck dabei auf dem Kopf. Im Straßenverkehr muss man außerdem oft auf Kühe achten, die mit dem Linksverkehr ebenso viele Probleme zu haben scheinen wie ich selbst.














An einem Straßenstand unterwegs haben wir dann noch einen Sack Orangen erstanden, der uns im Laufe der Reise noch länger Gesellschaft leisten sollte und und sich als beliebtes Geschenk für kleine Kinder erwies.
Am Abend erreichten wir Eshowe, die erste Station unserer Tour im Zulu-Land. In der Umgebung der Stadt gibt es gleich mehrere Grabstätten des immergleichen Zulu-Königs und auch die Anzahl der historischen Schlachtfelder ist beeindruckend. Die Herberge die wir aus unserem Reiseführer heraussuchten ist ein ehemaliges Kompanie-Bordell, der ehemals hier stationierten britischen Armee. Die Zimmer sind jedoch geräumig und ordentlich eingerichtet. Die gemütliche, schwarze Verwalterin des Etablissements strahlt jedoch mütterliche Fürsorge aus und hilft uns mit ihren eigenen Kochtöpfen aus, als wir auf die Idee kommen uns selbst zu versorgen.














Tag 2 unserer Tour beginnt mit den örtlichen Attraktionen des beschaulichen Eshowe. So gibt es einen "Boardwalk", auf dem man holzbeplankt durch den örtlichen Urwald spazieren kann. Tatsächlich sehen wir unsere ersten "wilden" Tiere - hauptsächlich Vögel, Insekten, Würmer, Spinnen und eine Art Rehkitz (oder Antilopen-Kitz?), das schüchtern durch den Wald humpelt. Uns fällt auch hier auf, dass alle Menschen die wir auf unserer Reise treffen überaus freundlich und offen sind. Mit einer älteren Omi sprechen wir über unsere Reise und auch viele andere scheinen sich dafür zu interessieren, woher wir kommen und wohin wir wollen.
Nach einem Abstecher zum ehemals britischen Fort von Eshowe fahren wir weiter nach Norden. Durch eine hügelige Landschaft mit viel Subsistenz-Landwirtschaft und kleinen Familienbetrieben. Viele der strohbedeckten Hütten auf den Farmen haben die Runde Form, die für das Zulu-Land charakteristisch ist.
Bald wird die Landschaft deutlich trockener, der Übergang in die Savanne kündigt sich an. Und auf einer Tafel wird Shaka-Land angekündigt. Wir haben den alten Zulu-König noch immer nicht los: Hier gibt es eine Art Vergnügungspark zu seinen Ehren. Eigentlich handelt es sich um ein altes Filmset in schöner Lage. Das Dorf ist gebaut wie ein traditionelles Zulu-Dorf und wird heute von einer südafrikanischen Hotelkette betrieben. Wir besuchen die traditionelle Tanzvorführung und bekommen die verschiedenen Tanzstile der Zulu-Krieger und Xhosa-Krieger demonstriert. Anschließend bringt uns King Shaka weiter nach Norden. Wir machen uns auf die Suche nach den Big Five.

Donnerstag, 9. Oktober 2008

Abfahrt!

Mein Job ist zuende - mein Besuch ist da.. Morgen geht es in den Flieger nach Durban. Von dort aus soll es dann mit dem Auto weiter gehen in Richtung Norden, durch Kwa Zulu Natal nach Swasiland, weiter in den Krüger Nationalpark und schließlich nach Johannesburg, von wo aus wir wieder nach Kapstadt zurückkehren werden.

So lange muss ich aber leider ohne Internet und ihr leider ohne regelmäßigen Report auskommen. Wird dann aber alles nachgeholt.

Bis dahin, schöne Grüße!

Simon.

Montag, 6. Oktober 2008

Gutes Geld für schlechte Geschäfte

Ich hatte schon mal erwähnt, dass mein Vermieter ein geschäftstüchtiger Mensch ist.
In der letzten Woche hat sich das Geschäftsfeld "Wellness" eröffnet und lockt mit kräftigen Rendite-Chancen.
Es handelt sich um das Produkt "Biodisc" und sieht aus wie eine Glasscheibe mit einem Muster darauf, bewirkt aber außergewöhnliches zu einem sehr verlockenden Preis.
Das Geheimnis dieser Biodisc enthüllt ein bebrillter, indisch aussehender Malaye aus Hongkong - gerade auf Verkaufsreise durch die ganze dritte Welt. Claude, mein Vermieter, hat die Veranstaltung in Kapstadt organisiert, den Konferenzraum gemietet und den Mann aus Hongkong empfangen.














Der Mann hält einen Vortrag, ich sitze als einziges Bleichgesicht in der letzten Reihe. Es ist die Rede von lebendigem Wasser - aus Bergflüssen etwa - und totem Wasser, das wir aus dem Wasserhahn trinken. Nur lebendiges Wasser lohnt es zu trinken, denn es ist gesund und hat sogar heilende Wirkung. All das ist natürlich (halb-) wissenschaftlich zu belegen. Ein Fisch etwa, den man in einem Glas von "totem" Leitungswasser schwimmen lässt, wird nach wenigen Stunden sterben. Und genau hier setzt die Biodisc-Technologie an: Sie transformiert totes Wasser - indem man es über die Disc laufen lässt - in lebendiges Wasser. "Den Unterschied merken Sie sofort, wenn Sie es probieren!"

Der Vortrag ist gerissen gemacht. In der Einleitung philosophiert der Mann aus Hongkong, wie Afrika schon viele Male zuvor wichtige technologische Entwicklungen verschlafen habe. Von seiner eigenen Erfolgsstory als Geschäftsmann leitet er über zur großartigen Technologie, die er hier anbietet: "Vom deutschen Unternehmen Schott, das sonst in seinen hoch gesicherten Fabriken Spezial-Materialien für die NASA entwickelt."
Ich, als Mainzer und direkter Nachbar des Glas-Herstellers Schott, muss bei dem Punkt natürlich grinsen. Der Verkäufer weiß, dass er einen Skeptiker unter den Zuhörern hat.
Die anderen Herren in der Runde aber lassen sich gerne überzeugen. Der Markt für Glaubensfragen und Wunderdinge ist in diesem Land und bei diesen Leuten offenbar ein lukrativer.
Auch was die Rendite angeht: Bei geschätzten Herstellungskosten im einstelligen Dollar-Bereich ist ein Verkaufspreis von 500 bis 600 Dollar auf jeden Fall eine lohnende Kalkulation.














Claude jedenfalls hat als Investment schon eine ganze Familienpackung Biodiscs abgenommen und hofft nun auf einen guten Wiederverkaufs-Preis. Ein paar ist er sogar schon los geworden - die Sache scheint für ihn also tatsächlich aufzugehen. Als der Hong-Kong-Malayische Verkäufer eines Abends bei uns zu Hause zu Besuch ist mache ich noch ein Foto. Wie im Spaß sagt er dazu: "Aber nicht an das deutsche FBI weitergeben!" Nächste Woche fliegt er weiter nach Sao Paulo - wenn ihm das deutsche FBI nicht zuvor kommt, soll sein Job seinen Kindern das Studium finanzieren.

Fotos: "Aber nicht dem deutschen FBI geben" Weiß da jemand, welchen Schabernack er mit den Leuten treibt?

Dienstag, 30. September 2008

Die Besteigung des Tafelbergs (und anderes)

Ich habe eingesehen, ein Artikel über die verschiedenen Landkarten, die bei uns hergestellt werden ist vielleicht nicht der große Renner. Zurück zur blutigen Realität!
Am letzten Wochenende habe ich endlich den Tafelberg bestiegen. Zuvor war ich auf dieser Expedition immer wieder an schlechtem Wetter oder skeptischen Mitkletterern gescheitert. Schließlich aber lief alles glatt. Die Wanderung war wunderschön. Vom botanischen Garten in Kirstenbosch ging es in eine enge Schlucht und entlang eines Wasserfalls steile Wände hoch. Insgesamt etwa 1300 Meter mussten überwunden werden, bis wir schließlich auf dem Hochplateau angelangt waren. Dort ging es dann noch durch eine steinige Busch-Landschaft eine ganze Weile weiter bis wir schließlich an der Bergstation des "Cableways" angekommen sind.
Der Ausblick war natürlich fantastisch. Nicht zu vergleichen mit einem der anderen Hügel um Kapstadt oder dem Blick von einem Turm. 1300 Meter sind da schon eher der Blick aus einem Flugzeug mit großen Fenstern.

In der Woche war dann noch eine andere Kapstadter Sehenswürdigkeit angesagt: Die große Shopping-Mall von Century City. Ein größeres Einkaufszentrum habe ich noch nie gesehen. Während die Waterfront von Kapstadt noch vergleichsweise zurückhaltend gestaltet ist und sich irgendwie in die alte Hafenkulisse einpasst, so ist dieses Monster schon eher mit den großen Casinos von Las Vegas zu vergleichen. Riesige, im italienischen Stil gehaltene Bogengänge auf mehreren Ebenen vereinen hunderte Geschäfte, Restaurants und Kinos unter einem gigantischen Dach.

In diesen Shoppingmalls findet das städtische Leben Südafrikas statt. Die Innenstädte sind vergleichsweise tot. Hier hat niemand Angst beklaut zu werden, hier gibt es keine dunklen Ecken. Hier gibt es nur einen Flagshipstore am nächsten, Mode aus Europa und auffällig viele Skater- und Surferklamotten-Geschäfte. Die Glitzerwelt von Century City ist wirklich angenehm - eine Runde Geschäfte gucken, eine leckere Pizza, anschließend der neue Abba-Film im Kino - doch auf der anderen Seite liegt hierin der Grund dafür, warum es selbst in einer so großen Stadt wie Kapstadt kaum mehr als eine belebte Einkaufs- und Ausgehmeile gibt. Der von kleinen gemütlichen Altstädten verwöhnte Europäer tut sich da doch eher schwer.














Am Mittwoch hatte ich ein geschäftliches Meeting in einer Webseiten-Agentur. Die Firma betreut den Internetauftritt unserer Firma. Ich hatte eigentlich nur vor, ein paar Updates darauf einstellen zu lassen und fuhr dazu in den hippen Vorort Observatory. Dort fand ich mich sehr bald in einem ungemein spritzig jungen Start-up wieder, in dem sehr kreative Menschen (fast alles Frauen) an riesigen Schreibtischen mit großen Bildschirmen saßen. Ich bekam sogleich etwas zu trinken und schon stürzten sich gleich 4 Kolleginnen auf mein Problem und hatten mein kleines Anliegen in 10 Minuten zu einem riesigen Projekt aufgeblasen. Als ich nur wenige Minuten später leicht benommen zur Tür wankte, war gerade beschlossen worden die gesamte Webseite vollkommen umzubauen und uns dafür eine (wahrscheinlich schweineteure) Kostenabschätzung (Quote) zukommen zu lassen. Zur eigentlichen Arbeit (ich hatte damit gerechnet dabei zuzusehen wie meine Bildchen, Texte und Landkarten zu einer Internetseite zusammenwachsen) war es noch gar nicht gekommen denn "nun müssen wir zunächst mal über das finanzielle mit deinen Chefs sprechen". Ein ganz klein bisschen hatte ich ein schlechtes Gewissen auf der Heimfahrt.

Freitag, 26. September 2008

Landkarten

In meinem Praktikum fahre ich nicht nur den lieben langen Tag im Township herum und treffe viele Leute. Manchmal geht es auch um wissenschaftliches Arbeiten und statistische Erhebungen. In den Vierteln von Khayelitsha, die wir bearbeiten, werden zunächst einmal Befragungen durchgeführt um etwa Informationen über vorhandene Infrastruktur, Wirtschaft oder Kriminialitätsprobleme zu erhalten.
Diese Informationen werden dann oft in Landkarten verarbeitet. Einige Beispiele habe ich hier aufgeführt:













Diese Karte zeigt die formale Funktionsunterteilung von "Site C" - einem der vielen Viertel in Khayelitsha. Obwohl hier klar abgegrenzte Grundstücksgrenzen eingezeichnet sind sieht die Realität viel komplizierter aus: Auf den meisten Grundstücken stehen mehrere Shacks und wohnen mehr als eine einzelne Familie. Dieses Gebiet wird erst seit neuestem von VPUU "betreut", es werden Projekte gestartet und Pläne für bauliche Veränderungen erstellt.
Die zweite Karte zeigt die wahrgenommene Kriminalität in dem Teil von Khayelitsha, in dem ich meist unterwegs bin: Je roter die Linie, desto gefährdeter fühlen sich die Bewohner wenn sie dort unterwegs sind. Auf vielen Straßen in Khayelitsha kommt es vor allem in den Abend und Nachtstunden zu überfällen, oft auch mit Waffengewalt. Außerdem sind Vergewaltigungen ein enormes Problem.











Die letzte Karte zeigt ein Projekt, bei dem ich unmittelbar beteiligt bin: Die roten Punkte markieren Standorte im Viertel, an denen wir wöchentlich Fotos schießen um Veränderungen festzustellen. Ich habe die letzten Wochen damit verbracht, daran zu arbeiten die riesige Datenflut aus zwei Jahren zu organisieren, zu verwerten und die Qualität der Fotos zu verbessern. Außerdem habe ich an wichtigen Punkten im Viertel weitere Standorte hinzugefügt und bin mit den Fotographen die Strecke mehrmals abgelaufen.













Die nächste Woche ist fast schon die letzte auf der Arbeit. Deshalb habe ich mir eine Karte mit verschiedenen Informationen zusammengestellt und auf A1 ausgedruckt. Ein schönes Andenken für meine neue Bude in Mainz.