Freitag, 29. August 2008

Großer Tag für zwei Frauen aus Khayelitsha

In der nächsten Woche soll es spannend werden für zwei Frauen aus Khayelitsha. Heute war ich in ihren Kindergrippen zu Besuch um sie über die empfangene Hilfe unserer Organisation zu befragen.














Die beiden Frauen, die ihre Kindergrippen selbst aufgebaut, schließlich offiziell registriert und dann mit Hilfe von VPUU auf sichere Standards aufgerüstet haben, werden für ihre zuverlässige Mitarbeit ein Zertifikat erhalten. Dies bescheinigt ihnen, ihre Verpflichtungen zum Erhalt der Geldmittel fristgemäß erfüllt zu haben und wird ihnen bei zukünftigen Geschäften hoffentlich behilflich sein.

In beiden Kindergrippen ging es um sehr grundlegende Arbeiten. So wurde in der einen Grippe ein Boden verlegt, die Kinder müssen nun nicht mehr auf der dreckigen Erde herumliegen und können sich auch nicht an zerbrochenen Fließen schneiden. Des weiteren ging es um die Errichtung eines Zaunes um die Kindergärten - zum einen um die Kinder davor zu bewahren vor ein Auto zu laufen - zum anderen aber auch um der ständig präsenten Gefahr des Kindesmissbrauchs vorzubeugen. Eine der Frauen erzählte mir auch von getrennt lebenden Vätern, die versuchten ihre Kinder aus dem Kindergarten zu rauben.

Projekte dieser Art und Größe unterstützt VPUU an vielen Orten in Khayelitsha, die Antragsteller müssen dafür jedoch eine Eigenleistung einbringen und sich durch einige Anträge kämpfen. Meine Aufgabe während des Praktikums besteht unter anderem darin, solche Kleinst-Projekte zu portraitieren um noch mehr Resonanz in der Bevölkerung innerhalb und außerhalb von Khayelitsha zu erzeugen. Für die beiden Frauen werde ich nun bis nächste Woche eine Powerpoint-Präsentation erstellen, die diese dann bei der Vergabe der Bescheinigungen selbst vortragen sollen - keine Selbstverständlichkeit und Grund großer Aufregung für die beiden.














Heute wurde ich aber zunächst einmal beeindruckt, und zwar von den Englisch-Kenntnissen, die diese Kinder schon im Kindergarten lernen: In Form von Reimen, Liedern und Sprechchören begrüßten sie mich zunächst gestenreich, um mich dann im Chor nach meiner Befindlichkeit zu befragen und mich davor zu warnen, dass ich sie nicht anfassen darf, wenn sie es nicht wollen - ein Reim, den die Kinder lernen, um sie vor der hohen Kriminalität im Viertel zu wappnen.

Donnerstag, 28. August 2008

Service-Wüste Afrika?

Heute mal wieder eine sehr afrikanische Service-Situation erlebt. Die gleiche widerfährt einem auch öfters in Restaurants oder ganz normalen Geschäften.
Eigentlich wollte ich ja meinen platten Reifen an meinem Käfer wechseln. Nachdem ich den Wagen hochgebockt hatte und schon einigermaßen verdreckt war, musste ich feststellen, dass ich die Schrauben an den Reifen nicht lösen konnte. Was also tun? Zufälligerweise befindet sich gegenüber von da wo ich wohne eine Werkstatt, die auch gerade noch geöffnet war. Also ging ich hinein, präsentierte mich mit meinen öligen Händen und fragte die Jungs ob sie mir nicht einen kleinen Gefallen tun könnten.














"Man - i can't do that!"- ist die Antwort des Bosses an der Kasse. Ich kann keinen meiner Mechaniker entbehren - das kostet alles so viel Zeit und mein Business muss laufen. Ungerührt stehen zur gleichen Zeit mindestens 5 seiner Mechaniker nichtstuend nebendran und nicken zustimmend. "Ich bin sicher, deine Männer werden mit der Herausforderung in nur fünf Minuten fertig!" entgegne ich - doch nichts zu machen: "You know - five minutes is a lot in my business - i have to close in 15 minutes and soo much work!" Die fünf anderen Mechaniker nicken. Klar, dass ein paar kleine Scheinchen das Problem schließlich lösen können.

Während einer der Männer meinen Reifen wechselt kommt wieder eines dieser typischen Gespräche auf: "Du bist aus Deutschland? Ja - da kommt auch dein Beatle her. Tolles Auto übrigens. Sehr alt, ich weiß - Hitler hat das erfunden." - "Ähm nein, ich glaube nicht, dass Hitler das erfunden hat." - "Doch doch, Hitler! Der hat das erfunden und jeder konnte sich ein Auto leisten!" - " Ähem... Es wurde lediglich zur gleichen Zeit entwickelt. Der Entwickler war Ferdinand Porsche. Und nicht jeder konnte sich ein Auto leisten." - " Jaja, Hitler, Deutschland - da ist Sommer jetzt, oder?"

Hauptsache der Käfer hält ohne Panne durch, wenn ich damit Morgen zu meinen Terminen in Khayelitsha fahre.

Foto: Geplant war auf den Tafelberg zu steigen - doch angesichts unsicherer Wetterverhältnisse (wie auf dem Foto nicht zu erkennen ist) sind wir doch im botanischen Garten verblieben. Sehr empfehlenswert übrigens!

Donnerstag, 21. August 2008

Locals und Zugereiste

In Kapstadt wohne ich bei "Locals", wie es im Praktikanten-Slang genannt wird, was nicht ganz selbstverständlich ist, da viele meiner Praktikanten-Genossen in WGs zusammen wohnen. Noch etwas ungewöhnlicher ist, dass ich in einem schwarzen Haushalt wohne, denn nach wie vor ist die Trennung zwischen weiß und schwarz in Kapstadt und Südafrika nicht zu übersehen. Selbst meine Kollegin im Büro würde gerne mal meinen Vermieter Claude kennen lernen, da sie sonst nicht so viele schwarze Freunde hat in Kapstadt.















Claude ist noch ein ganz besonderer Spezialfall - er ist kein Südafrikaner, er kommt aus Burundi. Dort ist er mit 17 Jahren vor dem Krieg geflohen, zunächst nach Kenya, wo er seine Frau kennen lernte. Als Flüchtling ist er durch den Kongo, Tansania, Mosambik, Malawi, Sambia und Simbabwe gekommen bevor er 2005 in Kapstadt ankam. Heute ist er 32 Jahre alt, hat den Flüchtlingsstatus der UNO und ist sehr geschäftstüchtig.

Bei jeder Gelegenheit nutzt er neue Freundschaften und Bekanntschaften aus, um Geschäftskontakte zu knüpfen und Netzwerke herzustellen. Inzwischen ist er Teilhaber an einem kleinen Internet- und Telefonladen um die Ecke und kann sich eine geräumige Wohnung in Sea-Point, einer ursprünglich weißen Gegend von Kapstadt leisten.

Er ist extrem gesellig und das ist sein Erfolgsrezept. Als wir am Wochenende mit ihm ausgegangen sind, kannte er an allen Ecken Leute, allermeistens Schwarze, ebenfalls Ausländer. Er ist kein großer Fan von Südafrika, die Gewalt ist das größte Problem. Die weite Verbreitung von Waffen unter der schwarzen Bevölkerung - zum Beispiel in Khayelitsha - macht es für ihn unmöglich seine "schwarzen Brüder" in diesen Teilen der Stadt zu besuchen - als fremder Schwarzer lebt er mit dem Risiko, Opfer der sogenannten "Xenophobic attacs" zu werden, die die Stadt kürzlich heimsuchten und jederzeit wieder ausbrechen könnten. Während der Unruhen vor wenigen Monaten beherbergte er hier in Sea Point mehrere befreundete Familien aus den schwarzen Gegenden, die zuhause nicht sicher waren.

Viele Leute die ich hier kennen lerne haben Biographien, die zunächst sehr ungewöhnlich klingen. Sicherlich ist einer wie Claude nicht gerade die Regel, doch selbst unter meinen weißen Kollegen gibt es einige, die turbulente Zeiten hinter sich haben. Aufgrund politischer und wirtschaftlicher Unstetigkeiten mussten sie immer wieder Existenzen aufgeben, kurzfristig in ein anderes Land ziehen und von vorne anfangen. Was den Nebeneffekt hat, dass hier viele Leute sehr viele Sprachen sprechen. Claude: Französisch, Englisch, Kirunda, Swahili und vielleicht noch mehr. Andreas, der Kollege mit dem ich häufig in Khayelitsha unterwegs bin spricht Zulu, Xhosa, Swahili, Deutsch, Englisch und Afrikaans. Eine Xhosa Lern-CD habe ich mir heute auch zugelegt - nächste Woche habe ich viele Termine in Khayelitsha, da heißt es vorbereitet sein, einen guten Eindruck machen.

Wenn ich weiße Südafrikaner außerhalb meiner Arbeit kennen lerne sind die meistens ziemlich erstaunt, dass ich nach Khayelitsha fahre. Viele von ihnen waren noch niemals dort auch wenn sie ganz in der Nähe aufgewachsen sind. Sie erzählen mir Geschichten von Initiationsriten für Gangmitglieder, bei denen als Prüfung weiße Autofahrer zu erschießen sind. Natürlich gibt es ein Gang-Problem in den Vierteln wo wir arbeiten (Nicht alle Eltern können zur Elternversammlung kommen, da es gegnerisches Gang-Gebiet ist und ihre Kinder gefährden könnte), aber trotzdem fühle ich mich nicht bedroht wenn ich in Begleitung in der Gegend unterwegs bin.














Die Leute die dort zu Hunderttausenden leben, haben auch einen ganz normalen Alltag und sind von den meisten Problemen des Viertels viel stärker betroffen als jeder Weiße, der mal vorbeikommt. Ich habe das Gefühl, dass die Angst vor der hohen Kriminalität die Rassentrennung in Kapstadt noch immer aufrecht erhält - und vielleicht dazu benutzt wird?

In Khayelitsha - habe ich mir sagen lassen - gibt es fünf Millionäre. Sie wollen aus den Townships aber nicht fortziehen, da diese Viertel ihre Heimat sind und sie reich gemacht haben. Tatsächlich sehen die Shacks und Government-Houses von innen oft gar nicht so übel aus - und vor manchen ärmlichen Hütten stehen tatsächlich neue Audis oder BMW.

Vor meinem Zimmer in Sea-Point steht ein klappriger VW-Käfer, bei dem ich jeden Tag das Öl kontrollieren muss und der bei kühlem oder nassen Wetter ohne ständiges Pumpen mit dem Gaspedal immer wieder ausgeht. Und das nasse, kühle Wetter kommt gerade wieder vom Meer über die Stadt gezogen. Hoffentlich wirds am Wochenende besser, dann stünde die Besteigung des Tafelbergs an.

Sonntag, 17. August 2008

Wochenende und Ministerialbesuch

Das Wochenende hat für viele Cape-Towner früher begonnen als sonst: Aufgrund von "Cable-Theft" viel der öffentliche Nahverkehr für Pendler in der Eisenbahn am Freitag weitgehend flach. Mein Kollege Melani saß mehrere Stunden im Zug fest, andere entschlossen sich zu tausenden entlang der Gleise in Richtung Endstation zu laufen - was schließlich auch den eigentlich nicht betroffenen Teil der Züge zum Stillstand brachte.















Das Wochenende habe ich mit einem Freund der zur Zeit in der Gegend wohnt verbracht. Samstag stand dabei zunächst das Rugby-Match Neuseeland gegen Südafrika auf dem Plan. Im Fireman's arms in der Innenstadt verfolgten wir das Match - umgeben von einer rein weißen Fangemeinde. In einem Land, in dem die weiße Bevölkerung rein zahlenmäßig eigentlich eine so unbedeutende Minderheit darstellt ist das schon ein komisches Gefühl - wie viele Jahre sind seit der Trennung der Hautfarben vergangen? Auch das südafrikanische Rugby-Team ist übrigens fast rein-weiß. Der einzige farbige Spieler bekommt aus dem Fireman's arms einen ganz besonderen Fanruf zugedacht.

Nachdem wir dieses England im Handtaschenformat wieder verlassen haben treffen wir uns mit meinem Vermieter, der gerne für etwas Spaß am Abend zu haben ist. Wir besuchen die Long Street, das Zentrum Kapstädter Nachtlebens. Nach einer Runde Pool im "Stones" gehts in einen Nachtclub, der den totalen Kontrast zum Fireman's arms darstellt: Im Chez Ntemba sind wir die einzigen zwei Weißen weit und breit. Interessiert und neugierig sind die anderen Gäste, aber bald sind wir auch nur zwei unter zweihundert anderen Gästen.

Extrem temperamentvoll geht es in dem Laden zu - mein Vermieter zeigt uns, wie man afrikanisch tanzt - vorwiegend mit allem unterhalb der Gürtellinie. Speziell die etwas kräftigere Damen sind sehr aufgedreht, wie einige Schnappschüsse von dem Abend noch beweisen.

Den nächsten Tag habe ich meinen Käfer ausgefahren, bei dem ich vor jeder Fahrt den Ölstand messen muss. Es ging entlang der Atlantikküste weiter nach Süden - also in Richtung Kap der guten Hoffnung. Unterwegs haben wir einige Aussichtspunkte angefahren und Wale gesehen - gerade ist Saison. Man munkelt sie kriegen hier ihren Nachwuchs - aber ich bin kein Experte.















Die neue Woche hat mit einer ziemlichen Überraschung angefangen: Ich habe die Justizministerin gesprochen! Das kam so: Irgendwer in der Firma hat offensichtlich übersehen, um was für eine Art Termin es sich bei einer Einweihungsfeier im Township Khayelitsha handelte. Also schickte der Chef mich, den Praktikanten und unsere Sekretärin los. Als wir fuhren gingen wir davon aus einen ruhigen Vormittag an einem ruhigen Informationsstand unserer Organisation zu verbringen - doch in der Tat lief alles ein bisschen anders.

Als wir ankamen durften wir an einer Pressekonferenz teilnehmen, in der unsere Organisation ebenfalls kurz vorgestellt wurde. Und auf der auch die südafrikanische Justizministerin anwesend war. Anschließend gab es einen Rundgang entlang aller Info-Stände mit einem großen Tross an Kameraleuten und Photographen. Als die Ministerin an unserem Stand Station machte durfte ich kurz erklären, welche Arbeit VPUU in Khayelitsha leistet. Die Ministerin wollte daraufhin eine Einladung in unser Büro haben und rauschte nach einem doch relativ langen (3-4 Minuten) Gespräch weiter. Unserer Sekretärin war die Aufregung doch sichtlich anzusehen.

Wenn ich etwas Glück habe kann ich Morgen mein Gesicht in der Zeitung lesen.

Bilder (oben): Im Chez-Ntemba steppt der Bär! Im Bild auch mein Vermieter (rechts unten auf dem Boden)
(unten): Glück gehabt: Ich stehe auf gleicher Höhe mit Mugabe und noch über Chavez in der Zeitung ;)

Donnerstag, 14. August 2008

Einmal Township und zurück















Ich bin in meinen Arbeitsplatz eingeführt worden und habe meine Aufgaben zugeteilt bekommen. Ich arbeite für VPUU ( www.vpuu.org ) und lerne deren Projekte für die Verbesserung der Lebensverhältnisse in den Townships von Kapstadt kennen. Vornehmlich geht es dabei um Gewaltprävention und die Minderung der enorm hohen Kriminalitätsrate.

Drei "Projekte" wurden mir zugeteilt. 1.: Ich soll Fallstudien zu mehreren bereits in der Endphase befindlichen Projekten von VPUU erstellen. Das heißt ich interviewe die Entwicklungshelfer die daran beteiligt waren, die Bevölkerung die davon profitieren sollte und noch ein paar andere Leute. Ich stelle Anspruch und Ergebnis der Projekte gegenüber und bewerte sie, visualisiere das ganze indem ich Fotos von den Projekten mache und stelle das Ganze schließlich vor.













2.: Ich soll beim Projekt "Monument Photography" mitarbeiten - dabei sind einzelne Bewohner von Khajelitsha damit beauftragt, jede Woche von bestimmten Standpunkten in den Shacks Fotos im immer gleichen Winkel zu schießen. Diese Fotoserien werden dann analysiert und Veränderungen (in der Bebauung, im Verhalten der Bewohner) herausgesucht. Da es sich um großenteils informelle Siedlungen handelt ist dies eine der wenigen Möglichkeiten, einen Überblick über gewisse Entwicklungen zu behalten. Ich werde dabei auch neue Foto-Positionen erforschen und mit den Photographen sprechen, sollte es Probleme geben...

3.: Ich soll bei der Verarbeitung der Daten aus einer andauernd laufenden Haushaltsbefragung mitarbeiten. Die Daten werden in einem GIS-Programm in eine Karte eingebaut anhand derer Kriminalitäts-Schwerpunkte und Problemzonen gefunden werden können.

Alle drei Aufgabenfelder klingen eigentlich ganz interessant. Nicht weniger interessant klingen übrigens die Namen einiger meiner Mitarbeiter - Klicklaute sind eine Spezialität der Xhosa-Sprache, die hier die Mehrheit der schwarzen Bevölkerung spricht.

Diese Sprache sollte ich übrigens auch zumindest rudimentär lernen: Heute war ich zum erstenmal mit einem Mitarbeiter von VPUU im Township. Der Mitarbeiter ist Weißer, spricht aber als Sohn eines Missionars fließend xhosa - das beeindruckt und macht die ganze Unternehmung auch weit aus sicherer - wir waren in Abschnitten der Townships unterwegs, in die weiße Südafrikaner sonst nie fahren.

An mehreren Stellen haben wir Station gemacht und mit einigen Leuten geredet, die in Projekte der VPUU eingebunden sind. Ich wurde auch immer schön vorgestellt und habe sogleich den speziellen Handschlag gelernt, den man in diesen Kreisen pflegt. Schließlich haben wir sogar noch an einer Grillbude im Shack gegessen... Rindfleisch auf Öltonnen gegrillt. Entgegen aller Erwartungen habe ich immer noch keine Verdauungsprobleme.















Auf die Arbeit fahre ich inzwischen regelmäßig mit dem Minibus - das ist schnell, günstig und immer unterhaltsam. Es handelt sich um kleine getunte Busse, mit kleinen Reifen und dicken Musikanlagen, die vollkommen gegen alle Regeln und Sitten durch den Verkehr pfeifen. Bei Unfällen mit Minibussen rückt die Polizei nicht einmal mehr aus... Man winkt die schnellen Gefährte einfach heran und ein "thank you, driver" beendet die fahrt. Auf diese Weise sind es von wo ich wohne bis zur Arbeit kaum 15 Minuten.

Mittwoch, 13. August 2008

Kapstadt - 1. Tag














12 Stunden Flug nur um anschließend doch wieder in Mutterstadt zu landen – so wird Kapstadt nämlich von den Südafrikanern genannt – die Mutterstadt (the Mother City).

Erstes Frühstück um 3 Uhr in der Früh an Bord des Fluges nach Südafrika. Um 8 Uhr zweites Frühstück bei Antje und Alex in Observatory – meine „Betreuer“ für die Zeit meines Aufenthaltes. Der Kaffee des zweiten Frühstücks zusammen mit dem gesteigerten Flüssigkeitskonsums während des Fluges führen über den gesamten Tag zu gesteigerten Klobedürfnissen.

Erste Erkundungstouren mit Alex durch die Stadt. Auf dem Weg vom Flughafen kommen wir um 7 Uhr in der Früh bei meinem Vermieter an und stellen mein Gepäck ab. Der Mann und seine Frau (Freundin?) kommen aus Burundi bzw. Kenya und sind seit 11 Jahren nur auf der Flucht gewesen, bis sie sich hier niederlassen konnten. Es scheint, als wären es zwei sehr nette und aufgeschlossene Zeitgenossen, bin froh, bei „Locals“ untergekommen zu sein.














Nach einem ersten Überblick über das noch schlafende Cape-Town vom Signal-Hill (Sonnenaufgang, der Nebel lichtet sich langsam etc.) erkunden wir zunächst die Innenstadt und dann die verschiedenen Außenbezirke. Rund um den Tafelberg ist es wohlhabend und weiß – weiter außerhalb in den Cape Flats kommen dann zunächst die einfachen Siedlungen der Farbigen und schließlich die Shacks der Schwarzen. Das Wellblech- und Pappe-Meer erstreckt sich Kilometerweit bis zum Horizont.

Alexander merkt an, dass man sich hier nicht fürchten muss – nur etwas „Streetwise“ sollte man sein: Trag kein Portemonaie mit dir herum, nur ein paar einzelne Scheinchen, fahr nicht in abgelegene Gassen in der Nähe der Wellblechsiedlungen, in denen Jugendliche mit Drogen umgehen und demnach unzurechnungsfähig sind. Fahr überall hin aber hab besser keine Panne.

Der öffentliche Verkehr in Kapstadt ist zweigeteilt – es gibt einerseits die Busse der „Red Arrow“-Flotte und andererseits Minibusse (Taxis genannt) die auf bestimmten Routen überall per Handzeichen anzuhalten sind. ÖPNV ist in Kapstadt ein heißes Thema. Vor kurzem gab es zwischen diesen beiden Transport-Organen blutige Kriege mit Toten und vielen Verletzten – Busfahrer gegen Kleinbusfahrer.



















In den nächsten Tagen kommen noch ein paar andere Praktikanten in Kapstadt an sodass wir in etwa einer Woche vier sein werden. Dann wollen uns Antje und Alex auf ihr Segelschiff zu einem kleinen Törn um das Kap einladen.

Bilder: (von oben nach unten) Blick auf das erwachende Kapstadt an meinem ersten Morgen. In den Cape-Town flats liegt noch Nebel, Autoschlangen sind auf dem Weg in die Foreshore-Geschäftsviertel.

(mitte): Man kann sich auch in den Townships nicht verfahren - Am Tafelberg liegt das reiche Kapstadt, bis weit in die Ebene hinein reichen Meilenweit die Shacks der armen, schwarzen Bevölkerung.

(unten): Ein gewisenhafter Mitarbeiter meiner Mietwagenfirma checkt meinen Wagen und versucht die Blink-Anlage fürs rechts-Abbiegen zu reparieren.