Das Wochenende hat für viele Cape-Towner früher begonnen als sonst: Aufgrund von "Cable-Theft" viel der öffentliche Nahverkehr für Pendler in der Eisenbahn am Freitag weitgehend flach. Mein Kollege Melani saß mehrere Stunden im Zug fest, andere entschlossen sich zu tausenden entlang der Gleise in Richtung Endstation zu laufen - was schließlich auch den eigentlich nicht betroffenen Teil der Züge zum Stillstand brachte.
Das Wochenende habe ich mit einem Freund der zur Zeit in der Gegend wohnt verbracht. Samstag stand dabei zunächst das Rugby-Match Neuseeland gegen Südafrika auf dem Plan. Im Fireman's arms in der Innenstadt verfolgten wir das Match - umgeben von einer rein weißen Fangemeinde. In einem Land, in dem die weiße Bevölkerung rein zahlenmäßig eigentlich eine so unbedeutende Minderheit darstellt ist das schon ein komisches Gefühl - wie viele Jahre sind seit der Trennung der Hautfarben vergangen? Auch das südafrikanische Rugby-Team ist übrigens fast rein-weiß. Der einzige farbige Spieler bekommt aus dem Fireman's arms einen ganz besonderen Fanruf zugedacht.
Nachdem wir dieses England im Handtaschenformat wieder verlassen haben treffen wir uns mit meinem Vermieter, der gerne für etwas Spaß am Abend zu haben ist. Wir besuchen die Long Street, das Zentrum Kapstädter Nachtlebens. Nach einer Runde Pool im "Stones" gehts in einen Nachtclub, der den totalen Kontrast zum Fireman's arms darstellt: Im Chez Ntemba sind wir die einzigen zwei Weißen weit und breit. Interessiert und neugierig sind die anderen Gäste, aber bald sind wir auch nur zwei unter zweihundert anderen Gästen.
Extrem temperamentvoll geht es in dem Laden zu - mein Vermieter zeigt uns, wie man afrikanisch tanzt - vorwiegend mit allem unterhalb der Gürtellinie. Speziell die etwas kräftigere Damen sind sehr aufgedreht, wie einige Schnappschüsse von dem Abend noch beweisen.
Den nächsten Tag habe ich meinen Käfer ausgefahren, bei dem ich vor jeder Fahrt den Ölstand messen muss. Es ging entlang der Atlantikküste weiter nach Süden - also in Richtung Kap der guten Hoffnung. Unterwegs haben wir einige Aussichtspunkte angefahren und Wale gesehen - gerade ist Saison. Man munkelt sie kriegen hier ihren Nachwuchs - aber ich bin kein Experte.
Die neue Woche hat mit einer ziemlichen Überraschung angefangen: Ich habe die Justizministerin gesprochen! Das kam so: Irgendwer in der Firma hat offensichtlich übersehen, um was für eine Art Termin es sich bei einer Einweihungsfeier im Township Khayelitsha handelte. Also schickte der Chef mich, den Praktikanten und unsere Sekretärin los. Als wir fuhren gingen wir davon aus einen ruhigen Vormittag an einem ruhigen Informationsstand unserer Organisation zu verbringen - doch in der Tat lief alles ein bisschen anders.
Als wir ankamen durften wir an einer Pressekonferenz teilnehmen, in der unsere Organisation ebenfalls kurz vorgestellt wurde. Und auf der auch die südafrikanische Justizministerin anwesend war. Anschließend gab es einen Rundgang entlang aller Info-Stände mit einem großen Tross an Kameraleuten und Photographen. Als die Ministerin an unserem Stand Station machte durfte ich kurz erklären, welche Arbeit VPUU in Khayelitsha leistet. Die Ministerin wollte daraufhin eine Einladung in unser Büro haben und rauschte nach einem doch relativ langen (3-4 Minuten) Gespräch weiter. Unserer Sekretärin war die Aufregung doch sichtlich anzusehen.
Wenn ich etwas Glück habe kann ich Morgen mein Gesicht in der Zeitung lesen.
Bilder (oben): Im Chez-Ntemba steppt der Bär! Im Bild auch mein Vermieter (rechts unten auf dem Boden)
(unten): Glück gehabt: Ich stehe auf gleicher Höhe mit Mugabe und noch über Chavez in der Zeitung ;)
Sonntag, 17. August 2008
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