Viel Arbeit diese Woche, langsam kommen Gedanken auf, ob ich mein Pensum bis Ende des Praktikums schaffe. Noch habe ich drei Wochen, danach beginnt die große Safari.
Am letzten Wochenende war ich mit der Kollegin Luisa in Hermanus, Wale gucken. Die Wale waren auch da, aber wohl aufgrund des windigen und wechselhaften Wetters sprangen sie nicht etwa wie Free Willy übers Meer, sondern bequemten sich lediglich sehr gelassen an uns vorbei zu schwimmen. Während wir so auf dem Felsen ausharrten und nach den Walen spähten, unterhielten uns kleine, runde, pelzige Tierchen - unserer Einschätzung nach Lemminge, die nur darauf warteten sich selbstmörderisch von selbem Felsen zu stürzen. Meine erste Schlange habe ich auch endlich in freier Wildbahn gesehen - gerade überrollt von einem kleinen Kind auf einem Skateboard, das darüber auch sehr traurig war. Die Schlange lebte noch - aber wohl nicht mehr sehr lange.
Zurück in Kapstadt habe ich heute mal den Chefsessel in der Firma eingenommen. Ein Tag an der Spitze des Unternehmens sozusagen, allerdings aus dem einfachen Grund, dass an meinem eigentlichen Arbeitsplatz heute Vorstellungsgespräche stattgefunden haben. Die Lebensläufe von 95 Bewerbern hatte ich in der Woche zuvor in Excel-Tabellen eingegeben und mich so manches Mal über lustige Fehler im Wort "Curriculum Vitae" amüsiert. In der Tat waren aber auch erschreckend viele extrem qualifizierte Bewerber darunter - eine Tatsache, die der enormen Arbeitslosigkeit, speziell unter Schwarzen in Südafrika geschuldet ist.
Zuhause habe ich inzwischen nicht mehr jede Nacht die Heizung laufen. Doch die Wetterbesserungen sind noch sehr vage. Claude und ich haben uns angewöhnt Filmabende zu veranstalten - thematisch versuche ich mich natürlich an das Thema Afrika heranzutasten. Nach "Blood Diamond", der "letzte König von Schottland" (der tätsächlich in Uganda residierte) und "Lord of War" mussten wir gestern Abend Zugeständnisse an Maggie machen und etwas mit mehr Herzschmerz aussuchen. Dafür besonders gut geeignet: Nigerianische Klassiker wie "the Female Lion" (1 und 2), "End of Pride"(1 und 2) oder "Now and Forever" (1 und 2).
Die Filme sind mit einfacher Handkamera gedreht und auf V-CDs gebrannt, die afrikaweit auf die Märkte wandern. Gesprochen wird "Broken English", was vor allem für romantische oder dramatische Szenen einen besonderen Reiz hat. Die Handlung von "Now and Forever" (1 und 2) in Kürze:
Der reiche Hauptdarsteller hat als Kind seinem sterbenden Vater versprochen, seine Mutter stets glücklich zu machen und alles sieht aus, als würde ihm das gelingen, als er 25 Jahre später seine Verlobte vorstellt. Kurz vor der Hochzeit muss sich der Hauptdarsteller (HD) aber wieder einmal mit dem unzuverlässigen Hauspersonal streiten, das schlecht mit seiner Mutter umgeht. Der garstige Hausdiener wird - nachdem er gefeuert ist - noch boshafter und ersticht die Verlobte, die nach langem Überlebenskampf auch endlich in den Händen des HD verstirbt.
Die Trauer ist groß, doch Mutti wird bald 58 und will an diesem Tage endlich eine neue Verlobte in den Armen ihres Sohnes sehen. Der sieht sich dazu nicht im Stande, will seine Mutter aber auch nicht enttäuschen und engagiert eine Nacht-Club-Bekanntschaft, um seiner Mutter etwas vorzuspielen. Nach 3 Wochen gemeinsam im Haus der Mutter merkt der HD, dass er sich in jene Frau aus dem Nachtclub verliebt hat. Das gleiche gilt für sie - sie wollen zusammen bleiben. Dummerweise hatten sie der überglücklichen Mama erzählt, sie käme aus London und sei sehr vermögend. Dieses Problem wird in einem dramatischen Geständnis gelöst. Freunde des HD erklären aber, die Frau aus dem Nachtclub sei eine Nutte und habe schon mit jedem von ihnen geschlafen. Der HD wird wütend (auf seine neue Freundin) und nachdem er sie verärgert verlassen hat fährt er eine Weile ratlos mit seiner Stretchlimousine durch das beschauliche Lagos. Schließlich kommt heraus, dass die Dame ganz züchtig war und seine Freunde dummes Zeug geredet haben. Am Ende sitzt seine neue Angebetete am Steuer seiner langen Limousine (sie hat den Rock mit dem eigentlichen Chauffeur getauscht) und überrascht ihren überglücklichen neuen Ehemann. Sie leben glücklich und zufrieden bis an ihr Ende...
Bilder: Leider keine Wal-Fotos - nicht weil wir keine gemacht hätten, nur leider sind sie bei einem Computerabsturz verloren gegangen. Dafür Fußball aus Kahyelitsha - dort habe ich ein Turnier gefilmt am Wochenende. Das untere Bild zeigt einige Filme die diese Woche direkt aus Nigeria per Post eingetroffen sind.
Mittwoch, 17. September 2008
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