Mittwoch, 3. September 2008

Zu Fuß durchs Township

Diese Woche war ich viel in Khayelitsha unterwegs. Inzwischen kann ich mich in dem Township auch einigermaßen orientieren, sodass ich gelegentlich mit meinem eigenen Wagen zu Terminen fahre und nicht mehr auf Mitfahrgelegenheiten von Kollegen angewiesen bin.

Meistens geht es zuerst zu "stocks n' stocks", sozusagen dem Basislager von VPUU in dem Viertel. Der Komplex gehört der Stadt Kapstadt, beherbergt einige Verwaltungseinrichtungen und sieht aus wie ein Hochsicherheits-Gefängnis. Bei der Einfahrt passiert man gleich zwei Stahltore mit Wachpersonal und ein hoher Zaun mit Stacheldraht und Kamera-Überwachung schirmt das Gelände gegen das potenziell explosive Umfeld ab.














Von dort aus geht es dann in der Regel mit Begleitung durch einen der Community-Facilitators weiter zu den eigentlichen Terminen im Township. Diese Community Facilitators kommen aus dem Viertel und kennen sich gut aus - sie dienen als Bindeglieder zwischen der Verwaltung und unserem Projekt sowie der Bevölkerung. Meistens fahren sie mich zu meiner Verabredung und holen mich später nach telefonischer Benachrichtigung wieder ab.

Bei schönem Wetter, wie diese Woche, sieht Khayelitsha sehr versöhnlich aus und die vielen Menschen auf den Straßen grüßen freundlich bis neugierig. Am Montag war ich mit einem unserer Leute aus dem Viertel unterwegs um die wöchentliche Aufnahme der "Monument Photos" zu überprüfen. Diese Fotos werden jede Woche an einer Reihe von Standorten im Township aufgenommen um Veränderungen feststellen zu können.














Selbst während wir mit der Kamera herum hantierten, fühle ich mich niemals unwohl. Speziell die Kleinen sind ganz begeistert, wenn sie auch mal durchs Bild laufen dürfen und die Mädchen kommen sich schon wie halbe Berühmtheiten vor. Auf diese Weise habe ich mir inzwischen das halbe Township erlaufen.

Heute war ich wieder mal bei einem der Kindergärten. Die Gründerin wird am Wochenende ein Zertifikat für ihre gute Mitarbeit und Verlässlichkeit erhalten. Aber dafür muss sie einen Vortrag halten - ihre erste Powerpoint-Präsentation. Die Präsentation habe ich für sie erstellt und heute vorgeführt. Es war die erste solche Präsentation, die sie je gesehen hat. Anschließend haben wir ihren Vortrag geübt. Dafür habe ich die Köchin und zwei der Kindermädchen als Publikum in die eine Ecke des Zimmers gesetzt und dann einige Tipps zu Haltung und Vortragsstil gegeben. Die Proben liefen zunächst stockend, doch auf jeden Fall für alle Seiten sehr belustigend ab.














Danach ging es an eine der Schulen des Viertels. Dort bietet ein ehemaliger Mitschüler Schach-Unterricht an und hat von VPUU die nötigen Schachbretter finanziert bekommen. Noch sind die Schachzüge seiner Schützlinge nicht sehr durchdacht und ein Turnier kann leider noch nicht stattfinden - "weil sie noch nicht wissen, wie man jemanden Schach-Matt setzt" erklärt Luzuko, der junge Lehrmeister.

Mit einem der Community-Facilitator, Theo, laufe ich später noch über den Bahnhof von Khayelitsha, um etwas vom aktuellen Tratsch zu erfahren. Die Gegend ist ein Brennpunkt im Viertel und Theo schaut ernst. Es gehen Gerüchte um, dass es bald wieder zu Übergriffen auf ausländische Afrikaner kommen könnte. Der Geheimdienst wurde von den Community Facilitators schon informiert. Bei aller Beschaulichkeit: Die nächsten Wochen könnten wieder gefährlich werden, im Pulverfass Khayelitsha.

Bilder (oben): Eines der Monument-Fotos. Dieses ist die Gegend um den Bahnhof von Khayelitsha. Der inoffizielle Markt an dieser Stelle soll bald weg kommen. (mitte): Präsentation üben im Kreise der Kindergarten-Angestellten. (unten:) Young rhymes chess club beim trainieren.

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